Verpackungs-Tools in der Cloud: Was bringt Cloudflow?

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Hybrid Software beobachte ich schon lange. Nun ermöglicht das Unternehmen die Nutzung von Services für Verpackungsanbieter in der Cloud. Ein Gespräch mit Christopher Graf, dem deutschen Kopf von Hybrid Software.

Bernd Zipper: Christopher, Ihr habt jüngst eine umfassende Cloudlösung für Eure Workflowlösungen vorgestellt u.a. auch für Packz. Wie ist das System aufgebaut und ist es wirklich eine Cloudlösung?
 
Christopher Graf:
Wir haben unsere Softwarearchitektur von Anfang an darauf ausgerichtet, Anwendern eine maximale Flexibilität und Skalierbarkeit zu bieten, deshalb sind alle wesentlichen Backend-Komponenten als Web-Services angelegt und die Benutzeroberflächen grundsätzlich Browser-basiert. Viele Hybrid Kunden betreiben ihre Lösungen seit geraumer Zeit in Data-Centern oder z.B. in der Amazon-Cloud. Mit den neuen Angeboten ermöglichen wir nun allen Kunden eine moderne Cloud-Architektur zu nutzen. Der Kunde kann sich künftig seine eigene Cloud aufbauen.

Bernd Zipper: Das heißt aber auch, dass Ihr keine eigene Cloud anbietet, sondern Euren Kunden anbietet die Anwendungen in der jeweiligen Kunden-Cloud zu installieren. Birgt das keine Gefahren?

Christopher Graf: Ja sicher, aber es gibt auch hier Lösungen. Wir sind kein Anbieter von Rechenzentrumsleistungen und wollen es auch nicht sein. Wir verfügen heute nicht über eine eigene IT-Infrastruktur, sondern greifen auf kommerzielle Angebote zurück, die wir unseren Kunden gerne empfehlen. Unsere Kunden, die schon standortübergreifende Lösungen betreiben, sind in der Regel bestens ausgestattet. Wichtig ist aber eine klare Regelung über unseren Zugriff in deren Umgebung. Mit unserer Unterstützung lassen sich die typischen Risiken jedoch umgehen.

Bernd Zipper: Gleichzeitig arbeitet Hybrid mit Global Graphics zusammen – bedeutet das, dass Ihr auch das RIP in die Cloud stellt?

Christopher Graf: Cloudflow ist ein modulares System, bei dem das RIP, welches wir auf Basis der Global Graphics Harlequin Bibliothek, dem Host Renderer, entwickelt haben, eine Option darstellt. Damit ist auch dieser „Dienst“ im Kontext einer Cloud-Lösung verfügbar und ermöglicht dem Kunden die Nutzung in seiner eigenen Cloud. Mit den Technologien von Global Graphics lassen sich so sehr leistungsstarke Architekturen aufbauen.

Bernd Zipper: …aber dann ist man in hohem Maße von der Geschwindigkeit der jeweiligen Internet-Verbindung abhängig. Oder?

Christopher Graf: Um dieser Abhängigkeit zu entgehen, präferieren heute noch viele Kunden eine Implementierung im lokalen Netzwerk. Zudem führen wir mit „Share“ jetzt eine Technologie ein, die es den Nutzern von Cloudflow möglich macht, auch mit weniger leistungsfähigen und stabilen Internetverbindungen Daten und Dateien zwischen Produktionsstandorten auszutauschen. Dennoch entbindet dies den Kunden nicht davon seine Infrastruktur weiter auszubauen – in Zeiten der Digitalen Transformation dürfte dies eigentlich selbstverständlich sein.

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Bernd Zipper: Wenn Ihr die RIP-Lösungen von Global Graphics nutzt, seid Ihr dann auch in der Lage PDF/VT einzusetzen?

Christopher Graf: Das RIP unterstützt diese Technologie, allerdings fehlen im Moment noch praxisgerechte Anwendungen in unserem Marktsegment. Ich beobachte PDF/VT – also die Mass Individualisation von PDF-Dateien – schon länger und halte den Ansatz durchaus für reizvoll. Auf der drupa werden wir wohl erste Anwendungen sehen – wenn sich diese zum Vorteil unserer Anwender implementieren lässt, werden wir dies sicherlich evaluieren.

Bernd Zipper: Ok, aber wie muss ich mir das in der Praxis vorstellen?

Christopher Graf: Na ja, sobald wir sehen, dass PDF/VT wirklich sinnvoll einsetzbar ist, werden wir dabei sein. Aber den Standard gibt es ja schon einige Zeit – nur eben keine Anwendungen. Daher bin ich da noch zurückhaltend euphorisch.

Bernd Zipper: Das bedeutet aber auch, dass Ihr im Bereich Verpackung eine Standard-Lösung für Mass Customization im Packagingsektor entwickelt habt. Was beinhaltet diese Lösung?

Christopher Graf: Hier kommt jetzt Packz ins Spiel. Packz ist ein leistungsfähiger PDF-Editor zur drucktechnischen Aufbereitung. Dort haben wir eine Vielzahl von Funktionen zur Erzeugung dynamischer Inhalte eingebaut, um z.B. Sortenwechsel, individuelle Barcodes oder Ähnliches auf Basis externer Datenquellen zu realisieren. Die Merkmale des Editors haben wir jetzt in einem Automationsmodul für Cloudflow namens Packzflow untergebracht. Daher können unsere Anwender heute schon den Vorteil der Mass-Individualisation nutzen. Ferner können wir 3D-Renderings erzeugen, die autark nutzbar sind.

Quelle: Screenshot www.hybridsoftware.com
Quelle: Screenshot www.hybridsoftware.com

Bernd Zipper: Aber das würde auch heißen, dass ich die 3D-Renderings on demand in meinen Online-Shop einbauen könnte – habt ihr da entsprechende APIs?

Christopher Graf: Richtig. Wir entwickeln zunächst die Kernfunktionen als Komponenten und gleich die dazugehörigen API calls. Über diese dokumentierten Schnittstellen sprechen wir dann auch selbst diese Funktionen in unseren Anwendungen an. Eine prima Übung, um die einfache Verwendbarkeit für die Integration sicherzustellen. Daher können unsere Anwender bald auch in externen Webanwendungen unsere Renderings verwenden. Jedoch nicht „out-of-the-box“ – eine Anpassung an unsere API wird immer notwendig sein.

Bernd Zipper: Cloudlösungen sind ja gerne auf Basis von „Pay-per-Use“ aufgebaut – wie sieht die Lizenz- und Nutzungsgebühr bei Euch aus?

Graf 3_IntroChristopher Graf: Lass es mich mal professionell beantworten: Die Gebühr besteht aus einer Komponente für die Nutzung der Lizenz sowie einer für die gewünschte Verarbeitungsleistung. Da dies aus einigen Komponenten errechnet wird, kann ich das hier nicht auf eine 0815-Formel runterbrechen.

Bernd Zipper: Ich denke mal, dass da einige Herren in Belgien sich grad große Gedanken über den neuen Wettbewerber machen – was unterscheidet Euch von den großen etablierten Lösungen.

Christopher Graf: (Lächelt) Es ist, was wir als unsere „DNA“ bezeichnen: Wir sind IT-Experten mit großer Erfahrung in der grafischen Industrie, das ist eine attraktive Kombination von Fertigkeiten. Unser größter Wert ist die Bereitschaft und die Fähigkeit, unseren Kunden zuzuhören und danach zu handeln. So sind eine Reihe von Anwendungen entstanden, die andere Anbieter nicht liefern – damit haben wir unseren Platz im Markt gefunden und entwickeln nun zielgerichtet Anwendungen die unseren Kunden erlauben intelligente Lösungen für den Endkunden zu entwickeln.

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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