Von Symbian zu Windows Phone 7

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Auf der diesjährigen Mobile Tech Conference 2011 in München sprach Jens Dissmann, Leiter des Bereichs Services Sales & Marketing bei Nokia, über die Zukunft der Finnen und die Pläne, die man nun durch das Joint Venture mit Microsoft hat. Auch auf die Zukunft von Symbian und MeeGo wurde eingegangen.

Jens Dissmann auf der MTC'11 - (Foto: Marco Schürmann)

Die Mobile Tech Conference fand nun zum zweiten Mal statt, diesmal in München im Westin Grand Hotel. Unter den 47 Speakern war auch Jens Dissmann vertreten, der das Motto seines Vortrages durch die jüngsten Entwicklungen mit Microsoft in „Von Symbian zu Windows Phone“ änderte. Wir waren natürlich auch auf der Konferenz vertreten und konnten einige Eindrücke der Veranstaltung mitnehmen.

Jens Dissmann begann seinen Vortrag mit einem kleinen geschichtlichen Rückblick und erklärte, dass Nokia ein „buntes Unternehmen“ sei, das seit dem Gründungsjahr 1898 immer für andere Produkte stand. So entwickelte man damals noch Kabel und Reifen und heute Handys und Smartphones. Er hat eingestanden, dass man sich bei Nokia in letzter Zeit recht bedeckt gehalten habe, was konkrete Pläne angeht. Deshalb sprach er direkt Klartext: „Wir werden dieses Jahr ein erstes Windows Phone 7 Gerät veröffentlichen, und im Jahr 2012 starten wir dann mit der Massenproduktion durch.“ Für viele der knapp 700 angemeldeten Besucher der Konferenz war das nichts Neues mehr. Dissmann ist zwar zuversichtlich, was die zukünftigen Entwicklungen angeht, doch ist die Frage, die man sich bei Nokia stellen muss: „Nehmen die Kunden die Umstellungen an?“

Nokia möchte zusammen mit Microsoft ein eigenes Eco-System auf die Beine stellen, dabei sei der Konsument die treibende Kraft. In diesem Eco-System werden Symbian und MeeGo jedoch nicht vergessen. Die beiden Betriebssysteme werden weiterhin eine Rolle spielen, noch in diesem Jahr soll ein Gerät mit MeeGo auf den Markt kommen. An dieses Gerät hat man keine hohen Erwartungen, man geht von keinem großen Erfolg aus und sieht das Projekt als „Experiment“ an, bei dem man schauen möchte, wie viel Potential tatsächlich in der Plattform steckt. Zu Symbian äußerte er sich mehrmals gleich: „Symbian wird weiter leben, es wird lediglich eine Transition geben. […] Ein Großteil von dem, was wir bereits in Symbian integriert haben, wollen wir auch in Windows Phone 7 hinein bringen.“ Die Finnen würden am liebsten bereits durchstarten, doch entscheidet man nun nicht mehr alleine, sondern muss sich mit Microsoft zusammen absprechen. Deshalb, so Dissmann, wird man im dritten bzw. vierten Quartal dieses Jahres damit anfangen, das Eco-System zusammen mit Microsoft voranzutreiben.

Nokias E7 mit Symbian 3 - (Quelle: 9computerstore.com)

Doch was genau geschieht nun mit Symbian? Eine Frage, die Dissmann genau zu beantworten wusste: „Mit Symbian 3 haben wir ein Betriebssystem geschaffen, das den selben Ansatz wie Microsoft folgt. Durch Updates können wir die Geräte immer aktuell halten. […] Die Hardware wird verjüngt durch die Software.“ Das Prinzip nennt Nokia „Forever Young“. Für das Ende des Jahres erwartet man bei Nokia, dass sich 50 Mio. Geräte im Umlauf befinden werden, für die Zukunft geht man von 150 Mio. Geräten aus. Dadurch dass Symbian 3 für einige Zeit in der Version gleich bleibt und nur einzelne Updates erwarten wird, müssen natürlich auch die Entwickler die Möglichkeit haben, zukunftssicher Apps zu programmieren und nicht mit veralteten Systemen arbeiten zu müssen. Darum will man sich bei Nokia durch weitere Tool-Updates kümmern. Wie wichtig der Entwicklungssektor für Nokia ist, erklärte Dissmann mit aktuellen Zahlen des App-Markets. Rund vier Millionen Anwendungen werden jeden Tag heruntergeladen, am 3. März habe man die 1 Milliarde-Grenze der App-Downloads erreicht – und das nach nur 20 Monaten und 6 Tagen, doppelt so schnell wie Apple. Im Schnitt würde ein Anwender knapp 8,5 Anwendungen im Monat benutzen. „Wir sind auf einem Wachstumspfad, der sich sehen lassen kann.“

Insgesamt gesehen merkte man bei dem Vortrag, dass Nokia einen großen Fokus auf die Masse der Geräte setzt. So betonte Dissmann, dass man weltweit bereits Geräte in Milliarden-Stückzahlen auf dem Markt hat. Auch die Kontakte mit Mobilfunkern wurden von ihm hevorgehoben, so hat Nokia weltweit Kontakt mit 109 Mobilfunkunternehmen, die das so genannte „Operator Billing“ ermöglichen, sodass die Apps nicht mit Kreditkarte bezahlt werden müssen, sondern der Betrag direkt mit auf die Mobilfunk-Rechnung geschrieben wird.

Stephen Elop und Steve Ballmer - (Quelle: Nokia)

Doch wie genau werden sich die Marktanteile verhalten? Nokia kann derzeit 38 Prozent des Smartphone-Markts für sich bestimmen, Microsoft hingegen nur 3 Prozent. Dissmann erklärte, dass man hier nicht einfach aufaddieren kann, denn durch die Umstellung werde Nokia – so seine Einschätzung – mehr Kunden verlieren, als man durch Microsofts Windows Phone 7 hinzugewinnen wird. Auch Entwickler, deren Sympathie man durch die aktuellen und vergangenen Ereignisse verloren hat, will man durch guten Service und Hilfestellungen in jeglicher Hinsicht zurückgewinnen: „Es ist eine Herausforderung“, so Dissmann.

Zuletzt wurden in einer Diskussionsrunde zwei Fragen in den Raum geworfen. Zum einen, wie Nokias Pläne mit der Near-Field-Communication (NFC) aussehen. Dazu erklärte Dissmann, dass das C7 bereits einen NFC-Chip besitze, der durch ein noch folgendes Software-Update nachträglich aktiviert werden soll. Mobiles Payment mit dem Chip werde jedoch noch nicht unterstützt, man will weiterhin auf das „Operator Billing“ setzen. Die nächste Frage beschäftigte sich mit Android – speziell warum man sich nicht für Android als Betriebssystem der Nokia-Geräte entschieden hat. Auf diese Frage konnte Dissmann nur mit Vermutungen antworten, so seien Nokia und Microsoft in einer Herausforderer-Rolle und mit Microsoft habe man einen strategischen Partner gefunden, der die Werte von Nokia achtet.

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(Marco Schürmann)

DiscussionEin Kommentar

  1. Also mein Nokia ist in den letzten 3 Wochen zweimal abgestürzt und springt dann nicht mehr an. Muss es jedes mal in den Service bringen und vielleicht sollte man erst einmal hier die Fehler beheben. Quantität ist nicht gleich Qualität.

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