(2. Dezember 2008 – ds) Sony wird seinen neuen eBook-Reader – ein elektronisches Buchlesegerät – Anfang 2009 auf den deutschen Markt bringen: den PRS 505. Christian Gutschi von unserem österreichischen Partner GRÖ, hat das Gerät schon jetzt testen dürfen. Und wir haben die Fakten.
Fakten zum Sony PRS 505
– leicht mit 60 Gramm, etwas größer als ein Taschenbuch (zirka 12,5 × 17 cm)
– Software zum Download der Buchtitel derzeit nur für Windows
– 192 MB Speicher auf Platte (ungefähr 160 Bücher), mit SD-Karte bis zu 13 000 Bücher möglich
– Buchangebot noch unklar: Von zirka 400 000 gedruckten Büchern (im Handel bei Thalia) wird vorerst nur eine Auswahl abrufbar sein, es dürfte auch bald Themenbibliotheken zum Pauschalpreis geben (etwa Krimis, Sachbücher verschiedener Richtungen, Lehrbibliotheken für Studierende)
– Akku sollte für 7500 Seiten reichen, im Test schafften wir zirka 4000 Seiten (30 Stunden)
– Dateiformat: EPUB und PDF, wird alles in der Schrift Times dargestellt
– E-Ink-Schirm, bei Sonnenbescheinung eingeschränkt lesbar, drei Darstellungsgrößen des Texts (zirka 8, 12 und 16 Punkt)
– Präsentationsshow auf www.sonystyle.com
Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse haben Sony und Amazon jeweils eine völlig neue Generation ihrer Lesegeräte vorgestellt. Und nun bietet auch das Wiener Unternehmen HixBooks ab Dezember gleich zwei E-Reader an. Noch ist der Markt überschaubar, aber der Hype um das digitale Buch steht unmittelbar bevor. Wir wollten wissen, was so ein elektronisches Buch wirklich kann und wie es Lesern damit ergeht. DieGRÖist die erste Fachzeitschrift in Österreich, die das hierzulande noch nicht auf dem Markt befindliche Gerät eine Woche lang testen konnte.
Der erste Eindruck. Gleich beim Auspacken des Sony E-Reader die erste Überraschung: Man glaubt, ein in Leder gebundenes Buch in Händen zu halten. „Ein edles Ding“, so einige Tester in der ersten Begeisterung. Sodann schaltet man das digitale Buch ein, das Hauptmenü erscheint. Übersichtlich, wohlgeordnet. Eigentlich braucht man die Bedienungsanleitung gar nicht genau zu studieren, die Benutzung des Geräts erschließt sich dem Leser ganz selbstverständlich auf intuitive Weise. Das System ist jedem iTunes-Benutzer bekannt: Man hat die Möglichkeit, Buchtitel nach Autor, Titel et cetera anzuordnen, kann auf bestimmte Buchseiten gehen, indem man die Seitenzahl eingibt, springt vom Inhaltsverzeichnis direkt in einzelne Kapitel und hat die Möglichkeit, ganze Seiten mit einem „Bookmark“ zu speichern, um sie dann unter einer eigenen Rubrik beim Buch direkt aufzurufen.
Literaturauswahl. Welche Bücher tatsächlich für diesen Reader verfügbar sein werden, weiß man heute noch nicht. Verhandlungen mit dem Großhändler Thalia laufen. Sony bewirbt auf ihrer amerikanischenWebsite bereits ganze E-Libraries für Studierende. Wie so oft hinkt die Entwicklung in Europa hinterher. Der Leser wird sich beim Kauf eines Readers sehr genau informieren müssen, welche Titel er nun wirklich zu welchem Preis bekommt. Aktuelle Neuerscheinungen werden in jedem Fall angeboten, bei spezielleren Wünschen und älteren Titeln könnte es schwieriger werden. Außerdem benötigt man beim Sony-Reader derzeit noch einen Computer zum Download, es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis Geräte mit direktem UMTS-Zugang auf dem Markt sein werden.
Fazit der Tester. Ein Gerät, das durch seine ästhetisch gelungene Form und einfache Bedienbarkeit Freude bereitet. Allerdings ist das Leseerlebnis trotz des erstklassigen Displays mit extrem guter Textlesbarkeit keinesfalls mit dem Lesen eines echten Buchs zu vergleichen. Vor allem jüngere Testleser finden den Reader „cool“, fast alle können sich vorstellen, so ein Gerät bald zu besitzen. Allerdings würden sich die meisten auch das gedruckte Buch kaufen, „weil es einen Wert an sich darstellt und Bücherregale einfach zu einer Wohnung gehören“.
Eingefleischten Buchfreunden fehlen die Haptik, der Geruch des Buchs, der Buchkörper: „Man hat halt doch ‚nur‘ ein weiteres elektronisches Gerät in der Hand“, so der Tenor der Tester. Minuspunkte sind die verhältnismäßig geringe Speicherkapazität auf der Festplatte (160 Bücher), die zum Teil etwas lange Ladezeit ein – zelner Kapitel und die Notwendigkeit eines USB-Anschlusses. Im deutschsprachigen Raum könnten die Kosten des Buchdownloads einzelner Titel wegen der Buchpreisbindung (maximal 30 Prozent Rabatt) recht hoch sein. Und für Mac-User gibt es noch keine Bibliothekssoftware. Dieser E-Reader ist – wie auch seine Konkurrenten – als weitere Ergänzung auf dem Buchmarkt einzustufen. Für das gute alte Buch werden diese Geräte aber sicher keine ernst zu nehmende Konkurrenz sein.
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