Wie man ein E-Business Print in Lagos, der quirligen Metropole von Nigeria aufsetzt, zeigt das aktuelle Beispiel des Startups Printivo. In vielen Aspekten ist dieser Onlineprintshop moderner als so mancher europäischer – andere Aspekte berücksichtigen die Gegebenheiten des Landes gerade für den Erfolg dieses Geschäftsmodells.
Vor kurzem bin ich auf diesen Online Printshop aus Nigeria aufmerksam geworden: Printivo, beheimatet in Lagos, Nigeria, startete im Januar 2014 und bietet der örtlichen Geschäftswelt die typischen Web-to-print Produkte wie Visitenkarten, Flyer, Gruß- und Postkarten oder Geschäftsausstattung wie Briefpapier und -umschläge an. Das Angebot ist noch übersichtlich, umfasst aber alle Produkte, die zu einer Print-Geschäftsaustattung gehören.

Technisch ist das aber schon ganz passabel umgesetzt worden. Es gibt neben vorgefertigten Templates einen Online-Editor für eigene Texte und Bilder und selbst QR-Codes können erzeugt werden. In der nigerianischen Geschäftswelt sind Mobiltelefone sehr wichtig und Smartphones angesagt, da darf ein solches Feature nicht fehlen. Zusätzlich ist auch ein Datenupload fertiger Druckdaten möglich (Corel Draw nehmen sie nicht an…).
Der Co-Gründer von Printivo, Oluyomi Ojo, will dem Business in seiner Heimat helfen, sich besser zu vermarkten und miteinander zu vernetzen. Gerade jüngere und mit dem Internet vertraute Geschäftsleute wollen dabei unkomplizierter als bei etablierten nigerianischen Druckereien und mit voraussehbaren Ergebnissen (WYSIWYG) zu Visitenkarten und Co. kommen. Ein Onlinedruckshop nach Do-it-yourself-Prinzip scheint da eine wahre Hilfe zu sein. Zumindest in Lagos, einer Metropole mit rund 10 Millionen Einwohnern, dürfte das Geschäftsmodell funktionieren können, weil dort Internet recht zuverlässig verfügbar ist.

Schon vorher gab es in Nigeria ein paar Versuche, sich mit einem E-Business-Print-Modell zu etablieren, doch die scheiterten. Meiner Meinung nach lag das daran, dass unter den Bedingungen in Lagos ein End-to-end-Modell am ehesten funktioniert. Und das scheint bei Printivo gegeben zu sein. Oluyomi Ojo und seine Partner betreiben eine etablierte Werbe- und Marketingagentur, haben die Shop-Programmierung in ihrer Kontrolle, ihre eigenen Digitaldruckmaschinen und selbst die Auslieferung erfolgt innerhalb Lagos mit eigenen Fahrern und Motorrädern. Der Postversand in andere Landesteile soll binnen fünf Werktagen funktionieren. Das dauerte einmal bei einem Onlineshop innerhalb meiner Heimatstadt schon länger…
Ich bin nun nicht nach Lagos gereist, um mir den Shop und die zugehörige Druckerei anzusehen. Aber was mir gefällt (und wovon sich so mancher deutscher Datenupload-Shop inspirieren lassen kann: ansprechender Auftritt und gute Produktfotografie (auch wenn das etwas abgeschaut aussieht), Soziale Kanäle von Twitter bis LinkedIn werden eingesetzt (auf Youtube gibt es auch Demo-Videos zum Online-Editor) und ein rund um die Produkte schon ziemlich kompletter Shop. Dessen Name Printivo steht somit ganz und gar nicht für „Primitivo“.

Bernd Zipper ist Herausgeber von beyondprint.de, CEO der zipcon consulting GmbH und Experte für E-Business Print. Er und sein Team beraten und begleiten Unternehmen aus Medienbranche, Handel und Industrie strategisch und praktisch bei der Projektierung und Umsetzung von Onlinedruck-Geschäftsmodellen. Außerdem initiierte Bernd Zipper die Online-Datenbank EPOS (E-Business Print Online Studie), die herstellerneutral Softwarelösungen in den Bereichen Web-to-Print System, Editor, Print-MIS, Brandmanagement System, Multichannel Publishing/Marketing oder Remote Publishing detailiert erfasst und vergleichbar macht.