Mit rund 5 % Wachstum gehört der Verpackungsdruck in den kommenden Jahren zu den stärksten Treibern in der Druckindustrie. Auch im Onlinedruck wird auf die verstärkte Nachfrage nach individualisierbaren Kartonagen reagiert – mit erfreulichen Möglichkeiten.
Sie sind zumeist deutlich komplexer hinsichtlich Gestaltung und Weiterverarbeitung als Standarddrucksachen und besetzen für mindestens weitere vier Jahre ein wichtiges Wachstumssegment in der Printbranche: papierbasierte Verpackungen. Im Onlinedruck machen Verpackungen zwar (noch) nicht den Großteil der Bestellungen aus – aber auch hier wächst die Nachfrage, und zwar deutlich. Und weil kleinere B2B- und vor allem B2C-Kunden selten nach der Komplexität der Anwendung im Internet fragen – sie setzen z. T. naiv voraus, dass es wie bei einfachen Bestellungen funktioniert – habe ich mir nochmal den D/A/CH-Web-to-Packaging-Markt vorgenommen und mir dazu einige Anbieter etwas genauer angeschaut.
Gemäß der letzten VDMA-Studie zum weltweiten Verpackungsdruck geht der Trend ganz klar zu kleineren Mengen und auf bestimmte Zielgruppen zugeschnittenen Formaten; der Bereich Faltschachteln wird der Studie zufolge bis 2020 um rund 5,2 % und Wellpappen um 4,5 % wachsen. In Anbetracht des insgesamt nicht-steigenden Druckmarktes also einer der lukrativsten Investitionsbereiche. Im Online-Verpackungsdruck verhält es sich mittlerweile ähnlich wie in anderen Druckbereichen auch: Entscheidend sind – neben dem qualitativen Output – vor allem kurze Lieferzeiten, eine angemessene Visualisierung bereits im Browser und geringe Mindestauflagenhöhen. Die Ansprüche an Webshops im Packaging sind also klar definiert. Und genau die habe ich als Basis für meine Recherche genutzt. In der nachstehenden Abbildung habe ich mal einige interessante Shopmerkmale zusammengetragen. Um die verschiedenen Anbieter besser abgrenzen zu können, habe ich (von oben nach unten farbig differenziert) die Kategorien Anbieter von Produktkartons, Versandkartons (meist Wellpappe), Produkt- und Versandkartons (Faltschachteln und Wellpappe) und weiteren Kartonprodukten sowie Nicht-Verpackungsspezialisten angelegt. Wohlgemerkt: Das stellt nur eine grobe Kategorisierung dar und sollte nicht bis auf das letzte angebotene Produkt ausdiskutiert werden.
Also – was können die Shops? Druckvorlagen zum Selbstgestalten in Layoutprogrammen sowie Druckdatenübermittlung nach der eigentlichen Bestellung bieten so gut wie alle der dargestellten Webpräsenzen schon seit Längerem. Für professionelle Ansprüche sicherlich das beste Mittel zur Gestaltung. Nur ist für Nicht-Profis das Verpackungs-Aussehen im Editor deutlich leichter vorstellbar, wenn dieser – wie beispielsweise bei Printmate in neuem Gewand – eine simultane 2D- und 3D-Darstellung der eigenen Gestaltung zeigt. Verpackungen liegen oder hängen eben in ihrer späteren Verwendung nicht plano, so wie es bei vielen anderen Druckprodukten ist. Daran gemessen bieten Printmate, Boxximo und Albfactory24 (beide nutzen den smartEDITOR von Color Alliance) die beste bzw. übersichtlichste Direktvisualisierung der angepassten Verpackung. Was bei einigen der Spezialisten weiterhin auffällt ist, dass beim Öffnen des Editors ein Fenster erscheint, das auf verpackungsspezifische Druckflächen wie Laschen hinweist und damit eventuelle Fehler, die beim Gestalten der Schachtel im Browser – z. B. beim Anlegen von Flächen ohne Überfüllung –, zu vermeiden hilft. Blitzer und fehlende Gestaltungselemente werden damit unwahrscheinlicher. Bei Boxximo gefällt mir darüber hinaus, dass auch die Innenseite der Schachtel direkt im Editor gestaltet und visualisiert werden kann. Verbreitet ist bei den Printern, die eine Editierumgebung über den Browser zur Verfügung stellen, dass integrierte Vorlagen, Bilder, verschiedene Strukturhintergründe sowie die Möglichkeit, Texte und Formen hinzuzufügen, vorhanden sind.

Für Farb- bzw. CI-konforme Darstellungen und Druckergebnisse gibt es jenseits der Uploadmöglichkeiten fertiger Druckdaten auch in einigen Editoren konkrete Definitionsmöglichkeiten für CMYK-, HEX- und RGB-Farbcodes. Was also die Editoren in den betrachteten Shops angeht, so ergibt sich ein passables Gesamtbild, bei dem vor allem die Verpackungsspezialisten (Kategorien 1 bis 3) besser als die großen Onlinedrucker dastehen. Einige Printer sollten hier deshalb aus genannten Gründen noch nachlegen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
„Egal ob Primär- oder Versandverpackung – nahezu jedes (bestellbare) Produkt ist in irgendeiner Weise verpackt. Umso besser, wenn die Verpackung nach dem eigenen Gusto oder den Corporate-Design-Richtlinien gestaltet und produziert werden kann.“ – Bernd Zipper
Ein weiterer Punkt, den ich mir angeschaut habe, ist die Mindestbestellmenge. Hier haben nicht ausschließlich die Spezialisten die Nase vorn, sondern auch ein paar der größeren Player, die im Gegenzug aber häufiger bei den Editoren oder anderen Konfigurationsmerkmalen „schwächeln“. Der Vorteil kleiner Mindestmengen – auch wenn sie in Relation zu größeren Mengen deutlich teurer sind – wird sich in Zukunft immer mehr auszahlen, da sich Privatkunden und Gewerbetreibende immer mehr auch kleine Stückzahlen an Verpackungs- und Versandkartons individuell fertigen und bedrucken lassen. Klar – Stückzahl 1 hat ihren Preis. Aber bei den an Verpackungsdruck-Maßstäben kurzen Lieferzeiten, die die meisten der betrachteten Anbieter bereits offerieren, steht der Schachtel-Prototyp schon zwei Wochen nach Bestellung auf dem Schreibtisch. Bei einigen sogar deutlich früher. Und damit lässt sich selbst mit Mindestmengen von 25 Stück der B2C- und Kleingewerbebereich – gleichschnelle Lieferzeit vorausgesetzt – sinnvoll adressieren. Ich muss noch hinzufügen, dass die von mir gewählte Lieferfrist von sieben Werktagen (inklusive Samstag!) schon sehr eng gesteckt ist. Aber es zeigt auch, dass Express-Produktion und -Lieferung selbst für Verpackungen möglich ist.
Anhand der Tabelle lässt sich auch erkennen, wie flexibel einige Verpackungsdrucker ihr Portfolio halten: Nahezu ein Drittel der Shops ermöglicht bereits die Individualkonfiguration der Verpackungsmaße direkt im Browser – die anderen nehmen zum Teil Maßanfragen via E-Mail an und setzen diese um. Ich bin überzeugt davon, dass vor allem die Größenvariabilität für viele Kunden, die entsprechend teuren Inhalt verpacken möchten, den Ausschlag zur Bestellung geben kann. Denn auf das Produkt abgestimmte Verpackungsmaße – eine insgesamt bessere Passform – verleihen dem Schachtelinhalt noch mehr Wertigkeit. Man sieht – auch das geht im Onlinedruck. Und dass Look, Zuschnitt und Veredelung von Primär- und Sekundärverpackungen in jedem Fall die Güte des Gesamteindrucks bestimmen, habe ich zuletzt noch in meinem Bericht zur diesjährigen Luxepack gezeigt.
My Take: Da die hier abgebildeten, auf Packaging spezialisierten Shops fast alle noch recht jung sind, ist es umso erfreulicher, dass sich in Sachen Breite und Darstellungsqualität an online gestaltbaren und bestellbaren Verpackungen im letzten Jahr nochmal einiges verbessert hat. 2D- und 3D-Direktvisualisierungen der eigenen Designs sind mittlerweile zum Standard bei den Web-to-Packaging-Shops geworden. Und die niedrigen Mindestbestellmengen machen die selbstgestaltete Verpackung auch für Kleingewerbe und Mittelständler attraktiv. Natürlich muss sich das Ganze bei Preisen ab etwa 6 Euro pro Stück exklusive Versand auch lohnen. Das hängt dann vom zu verpackenden Produkt und dessen Wert ab. Wie ich aber kürzlich berichtet habe, ist die Zahlbereitschaft von Kunden für besondere und vor allem personalisierbare Printprodukte hoch – und steigt. Und bei Abnahmemengen im dreistelligen Bereich reduzieren sich die Stückkosten meist erheblich – selbstgestaltete Verpackungen sind dann immer noch realistisch einzusetzen, auch für kleinere Gewerbe. Ich finde, dass sich der D/A/CH-Web-to-Packaging-Markt schon ganz ordentlich zeigt. Was ich mir beim nächsten Mal ansehen werde, ist die Mobiltauglichkeit der Portale mitsamt – wenn vorhanden, siehe Tabelle – den Editorumgebungen. Denn im Hinblick auf die Komplexität der Verpackungsgestaltung und den Erwartungen der Besteller werden auch mobiltaugliche Editoren wichtiger.