Wissenschaftler der Uni Tokio haben jetzt das sogenannte AffectPhone entwickelt: es misst die Stimmung des jeweiligen Anrufers und „warnt“ den Angerufenen durch Wärmeübertragung rechtzeitig vor.

Der bisher entwickelte Prototyp misst die Leitfähigkeit der Haut des Anrufers über zwei Elektroden, die an der Seite des Geräts angebracht sind. Die Leitfähigkeit steigt beispielsweise an, sobald der Anrufer schwitzt. Schwitzen wiederum wird als Zeichen von Aufregung gedeutet. Je aufgeregter der Anrufer also, desto höher die Leitfähigkeit. Die entsprechenden Werte werden dann an das angerufene Handy weitergeleitet. Ein Wärmepad im Empfängerapparat zeigt an, wie die Stimmung des Anrufers ist: je heißer das Handy, desto hitziger die Stimmung.
Die Entwickler des Rekomoto Laps nutzen damit das gleiche Prinzip, auf dem auch Lügendetektoren basieren. Erklärtes Ziel des AffectPhones: man möchte über diesen zusätzlichen, non-verbalen Kommunikationskanal dem Angerufenen die Entscheidung erleichtern: soll ich abnehmen oder nicht? Wenn also das nächste Mal der wütende Chef anruft, weiß man sofort Bescheid.
Die japanischen Wissenschaftler sind überzeugt, dass nonverbale Information über die Stimmung des Anrufers besser durch Wärme übertragen werden kann als durch ein Display. In Japan, wo das öffentliche Verhalten durch ein gesellschaftlich geprägtes Bedürfnis nach Harmonie durchaus im Kontrast zu privaten Gefühlen stehen kann, mag dies so sein. Hierzulande dürfte ein Display wahrscheinlich ausreichen.
Einige Fragen bleiben allerdings unbeantwortet: wie kann das Handy positive von negativer Aufregung unterscheiden? Hat ein Freund, der von einem großen Lotteriegewinn berichten will, andere Werte als eine wütende Ehefrau? Und weshalb werden die Signale durch Wärme übertragen und nicht beispielsweise durch Farbe? Ein heißes Handy dürfte weitaus unangenehmer sein, als beispielsweise ein rot leuchtendes Display. Und überhaupt: wie viele Anrufer haben tatsächlich Interesse daran, ihre Stimmung vor einem Anruf kund zu tun?
Noch ist das Handy nur ein Prototyp, allerdings drängt sich schon die Frage auf, wem diese Erfindung tatsächlich nützt. Wir sind gespannt.
(Imke Hans | Quelle: Pressetext)