Zippers drupa-Highlights – Von technischen Sahnestücken bis hin zu Software-Highlights

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Im Zeichen von Print 4.0 wurde die drupa im Vorfeld von mir doch skeptisch betrachtet. Das ganze Thema Onlineprint blieb augenscheinlich auf der Strecke – augenscheinlich, denn der eine oder andere Aussteller hatte dann doch eine innovative Lösung im Gepäck und konnte mich überzeugen.

Nicht ohne Grund haben die Real Innovation Seekers während der drupa am Stand von Hybrid vorbeigeschaut. Der Softwaredienstleister, dessen Kerngeschäft Lösungen für den Verpackungs- und Etikettendruck sind, hat auch mich mit seiner Performance in Halle 7A gewinnen können. Das Unternehmen war mit zahlreichen Anschauungsmöglichkeiten an seinem Stand präsent und hat verschiedene, auch für den Onlinedruck hochinteressante Lösungen vorgestellt. Natürlich arbeitet Hybrid auch für und in Kooperation mit Anbietern im Online-Labeldruck. So wurde bspw. bei einem größeren deutschen Etikettenspezialisten das gesamte Backend des Shops von Hybrid gestaltet; damit werden die Shop-Daten mit Hilfe der Software mit den Produktionsschnittstellen kommuniziert, womit ein wichtiger Teil der gesamten Produktionskette auf dem Knowhow des Software-Unternehmens basiert. Die Entwicklung der Softwarelösungen ist insgesamt stark Kunden-getrieben. Und da die Kunden sich wiederum immer stärker am und in Richtung des Online-Drucks orientieren, geht auch Hybrid diesen Weg mit und entfaltet sein IT- und Technik-Verständnis in Lösungen für Onlineprinter. Berechtigterweise haben die Innovatoren von Hybrid seit der letzten drupa viele Aufträge von großen Kunden erhalten und sind strategische Partnerschaften eingegangen. Meiner Meinung nach ist das Potenzial des Unternehmens auch für die Zukunft als hoch einzuschätzen, weshalb ich Hybrid zu meinen Highlights der drupa 2016 zähle.

Links: Der Stand von Hybrid Software in Halle 7A. Rechts: Die neue 3D-Warping-Funktion; Quelle: Eigenes Bildmaterial
Links: Der Stand von Hybrid Software in Halle 7A. Rechts: Die neue 3D-Warping-Funktion; Quelle: Eigenes Bildmaterial

Ausführlicher widme ich mich den Neuerungen an W2P-Software, die auf der drupa gelauncht wurden, in einer weiteren Artikelreihe, die in Kürze hier auf beyond-print folgen wird – die 3D-Warping-Funktion im PACKZ-PDF-Editor von Hybrid schon jetzt im Vorschaubild veranschaulicht.

Für mich gehört auch die Online-Editier-Umgebung von 2Imagine zu den wirklichen Highlights der Messe. Auch die „Real Innovation Seekers“ haben die Systemlösung für die Bearbeitung von Adobe InDesign- und Illustrator-Dokumenten während der drupa als interessante Neuerung entdeckt.

Beispiel für das Online-Editieren einer Verpackung; Quelle: 2imagine.eu
Beispiel für das Online-Editieren einer Verpackung; Quelle: 2imagine.eu

Der Editor-Spezialist aus Hasselt in Belgien stellt damit eine SaaS-Lösung zur Verfügung, mit Hilfe derer der Kunde bereichsspezifische Anmerkungen, Ergänzungen und Korrekturen online im Dokument vornehmen kann. Bewerkstelligt werden die Änderungsvorgänge über die Nutzung eines InDesign-Servers. Das Praktische hieran ist, dass der Kunde durch das Live-Editieren das Endresultat sehen kann (WYSIWYG) – der Korrekturaufwand sinkt dadurch und beide Seiten sparen wertvolle Zeit. Gespannt bin ich auch, wie sich das für den 20. Oktober 2016 angekündigte Chimpra (Check – Improve – Rate) von 2Imagine machen wird, das nicht nur im Responsive Design daherkommen, sondern speziell für InDesign eine noch schnellere Kommunikation zwischen Agentur und Kunde über den Content ermöglichen soll. Auch dieses Highlight wird zusammen mit den anderen Softwareneuerungen für den Onlinedruck in den kommenden Wochen ausführlicher erläutert.

Zurecht hatte auch der Entwickler eines flexiblen Online-Dokumenteneditors aus Aalst in Belgien regen Zulauf auf der drupa. Mit den umfassenden Dokumentenbearbeitungsfunktionen, mit denen Chili Publish seinen Online-Editor in der fünften Version ausgestattet hat, wird nicht nur die Importmöglichkeit für verschiedene Quellformate bereitgestellt, sondern auch die Änderung feinster Details am Produkt möglich gemacht. Die Online-Bearbeitungslösung basiert auf HTML5 und lässt sich demnach über eine offene API einfach in bereits vorhandene Workflows einbinden und in Web-Portalen nutzen – Top-Eignung also für anspruchsvolle W2P-Lösungen. Nutzerabhängig können die verschiedenen Funktionen im Webbrowser dazu verfügbar gemacht werden; für weniger routinierte Nutzer können auch einfache Vorlagen mit eingeschränktem Umfang bereitgestellt werden. Auch den Preview zum noch nicht gelaunchten Chili Rendro – das ebenso auf HTML5 basiert – habe ich mir mit Freude angesehen. Mit seinem speziellen Zuschnitt soll dieses Tool ab Januar 2017 Plattform-unabhängiges Zugreifen und Rendern von PDF-Dokumenten ermöglichen. Auch auf Mobile Devices soll damit die Browservorschau der PDF-Druckdaten akkurat erscheinen – das werde ich mir nach dem Erscheinen von Rendro definitiv auch noch genauer ansehen.

Links: Umfang des Chili Publishing-Tools. Rechts: Chili auf der drupa; Quelle: printingnews.com
Links: Umfang des Chili Publishing-Tools. Rechts: Chili auf der drupa; Quelle: printingnews.com

Zipperkopf_DasIstJaMalGut

„Neuerungen gab es einige auf der drupa, aber überzeugt haben mich nur wenige Anbieter. Dabei musste es nicht immer der laute bzw. auffällige Auftritt sein – auch unscheinbarere Anbieter hatten innovative Lösungen im Gepäck, die für mich das Zeug zum Highlight hatten.“ – Bernd Zipper

Wiedermal füllte die Heidelberger Druckmaschinen AG mit ihren Kooperationspartnern auf der drupa eine ganze Halle mit Technologien bewährter und neuer Art. Zum Beispiel wurde mit der Speedmaster XL 106-8-P-LED eine Druckmaschine gezeigt, die sehr stark auf die Bedürfnisse von Onlinedruckern abzielt, die mit Sammelformen „einfache“, beidseitig vierfarbige Akzidenz-Druckjobs abfertigen, und zwar bis zu drei Jobs in kleiner Auflage innerhalb von acht Minuten mitsamt vollautomatischem Plattenwechsel. Das große Bogenformat erlaubt dabei einen hohen Durchsatz.
Vor allem hat mich aber die auf der drupa erstmals vorgestellte Primefire 106+L angesprochen, die aus der Kooperation von Fuji und Heidelberg stammt. Die überzeugende Ausgabequalität der Digitaldruckmaschine, die baulich teilweise auf den etablierten Speedmaster-Modellen (Anleger, Bogenführung, Lackiereinheit, Auslage etc.) basiert, ist mit Piezo-Inkjet-Druckköpfen von Fuji für den Direktdruck ausgestattet. Eine sinnvolle Ergänzung wird die Maschine aufgrund ihres Konzepts für den Maschinenpark einiger Verpackungsdrucker sicherlich sein. Und auch für den Online-Verpackungsdruck sehe ich hier Potenzial, denn die zügige Workflowanbindung einer reinen Digitaldruckmaschine und die damit einhergehende Flexibilität in der Fertigung, sind potenzielle Vorteile des neuen Systems gegenüber Konkurrenzangeboten. Also, ganz klar: Für mich ist die Primefire eines der Highlights der drupa 2016.

Links: Heidelberg kündigt die neue Primefire 106 an. Rechts: Frischer Druck aus der Primefire 106; Quelle: Eigenes Bildmaterial
Links: Heidelberg kündigt die neue Primefire 106 an. Rechts: Frischer Druck aus der Primefire 106; Quelle: Eigenes Bildmaterial

Zu meinen drupa-Highlights 2016 gehört unbedingt auch das Portfolio eines Weiterverarbeitungs-Spezialisten aus Israel. Highcon offeriert dem Markt für Verpackungen und dreidimensionale, aufstellbare Kartonagen mit seinen Maschinen und der Web-to-Pack-Plattform kreative Möglichkeiten für das digitale Finishing. So ermöglicht bspw. die Highcon Euklid III mit ihren vielseitigen Verarbeitungsmöglichkeiten die volldigitale Verarbeitung vom Etikettenschnitt bis zum Informbringen von Wellpappen, womit sich nicht nur dieses Modell für Anbieter von anspruchsvollen Verpackungen eignet. Auch kreativen Anforderungen, die z. B. bei On-Demand- und Einzelfertigungen bestehen, kann das Potenzial der Highcon-Maschinen meiner Ansicht nach genügen. Zumindest hat mich der Auftritt von Highcon dahingehend zuversichtlich gestimmt, dass wir in Zukunft wenige Grenzen – bis auf das Bogenformat – bei kreativen Entwürfen im Verpackungsbereich zu erwarten haben, denn zum VDP gesellt sich nun auch das Variable-Data-Cutting! Auf die technischen Details des innovativen Angebots von Highcon werde ich an anderer Stelle hier in meinem Blog nochmal eingehen, auch im Vergleich zu anderen Weiterverarbeitungslösungen und mit Bezug zum Web-to-Packaging.

Produktbeispiele aus der Fertigung von Highcon; Quelle: Eigenes Bildmaterial
Produktbeispiele aus der Fertigung von Highcon; Quelle: Eigenes Bildmaterial

My Take: Wie wir anhand meiner Highlights sehen konnten, gab es sowohl bei den Maschinen als auch bei der Software Interessantes zu erfahren. Einiges davon richtet sich am Wachstumstreiber Verpackungsmarkt aus, weshalb ich mir diese Innovationen auch in naher Zukunft ganz genau für Sie anschauen werden. Für den Onlinedruck ….

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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