Highlights, Twilights und jetzt noch Taxilights (Landelichter) – wo soll das mit all den Zipper-Lichtern noch hinführen? Ganz einfach: Die Nabelschau der Druckindustrie hat auch fünf Themen ans Licht gebracht, die uns bis 2020 begleiten werden. Mindestens bis 2020.
Tja, meine Damen und Herren, das Thema Digitaltransformation ist nun endlich auch in der Druckindustrie im Hier und Jetzt gelandet – wer mit offenen Augen über die drupa gelaufen ist und ein wenig reflektiert, stellt schnell fest, dass da neue Themen den Markt erobern.
Cloudbasiertes Arbeiten
Nicht nur zahlreiche Softwarefirmen (ich habe ja darüber berichtet) sondern auch zahlreiche Anbieter von Druckmaschinen werden wohl endlich wach: Moderne Technologien machen es möglich, künftig komplette Produktionsprozesse wie Vorstufe und Publishing komplett in die Cloud zu verlagern. Das mag man nun gut finden oder nicht – letztlich sind Cloudanwendungen massiv günstiger und das ist das schlagende Argument endlich darüber nachzudenken. HP macht es da allen vor: Mit dem PrintOS (auch darüber habe ich mich schon ausgelassen) wird ein Brückenschlag vollzogen – aber auch Anbieter wie Tweak, Vorreiter aus Irland im templatebasierten Web-to-Print, Cloudlab, Perfect Pattern und viele andere zeigen wie schnell sich neue Anwendungen aus der Cloud heraus nutzen lassen. Und das wird erst der Anfang sein …
Autonome Druckerei
Ich gebe zu, es mag schmerzen – aber zahlreiche Anbieter der „alten Garde“, wie Heidelberger und KBA – zeigten erste Ansätze wie die Druckerei der Zukunft aussehen wird: Der Drucker wird zum Bediener. Sprich die Maschine wird künftig viele Aufgaben von alleine erledigen und – die richtige Technik vorausgesetzt – der Drucker wird wie im Digitaldruck vom Fachmann für „seine“ Maschine mehr und mehr zum Bediener einer Maschine. Hintergrund hier ist vor allem der wachsende Druck hin zum produktiveren Arbeiten und effektiveren Abläufen. Denkt man sich nun das Thema Robotik (ein Thema das ich grad mit meinem Team recherchiere) noch hinzu – auch hier sah man erste Ansätze – erschließen sich vollkommen neue Dimensionen der Produktivität.
„Fünf große Themen werden die Druckindustrie bis 2020 bewegen – Themen die man jetzt schon ernst nehmen sollte.“ – Bernd Zipper
Digitaldruck im B1-Format
Eine neue Dimension im Digitaldruck erschließt sich mit der Eroberung des B1-Formates. Nun wird die Verpackung in Auflage 1 möglich, intelligentes Ausschießen für mehr Druckvorlagen auf der Form in niedrigeren Auflagen werden erschlossen und in Kombination mit Inline-Veredelung kostengünstiger. Na ja, langfristig kostengünstiger – denn so richtige Preisschnäppchen sind die Maschinen und deren Clickraten noch nicht. Interessanter Weise sind hier Cimpress und Shutterfly – die großen Onlineprinter dieser Welt – die ersten die eine Produktionsumstellung wagen. Auch hier ist der Drang zu mehr Produktivität und einem profitablen Einsatz, der Vater des Gedanken.
Inkjet, Inkjet, Inkjet
Egal ob man es jetzt Nano- oder sonst-was-Druck nennt. Es gibt kaum noch Druckmaschinenhersteller, die nicht mit einer Inkjet-Maschine auf der drupa vertreten waren. Dass viele Anbieter hier aber noch einiges zu lernen haben, konnte man auch sehen. Qualitativ war von „miserabel“ bis „Highend“ alles vertreten. Und trotzdem, egal wie man es dreht und wendet, Inkjet wird sich langfristig als Offset-Killer etablieren und es vielen Druckern mit einer 7-Jahres-Investitionsstrategie schwer machen. Spätestens in 2020, zur nächsten drupa, ist dieses Druckverfahren auf dem gleichen Niveau und wird Offset bis zu fünfstelligen Auflagen das Leben schwer machen. Labeling und Packaging sind die ersten Bereiche in denen man heute schon den Wandel hin zum Inkjet deutlich spürt. Auch hier sind wir erst am Anfang einer Revolution.
Digital Packaging
Letztlich nur eine Konsequenz aus den aktuellen Möglichkeiten: Digital Packaging macht seinen Weg. Aber nur mit Druck ist es nicht getan. Anbieter wie Highcon und Kama bieten digitale Laserstanzen – Anbieter wie Scodix oder auch Durst bieten digitale Veredelung. Dies erschließt nicht nur für Onlineprinter neue Möglichkeiten, sondern ermöglicht eben auch Packaging digital zu realisieren. Ich denke, wir werden in absehbarer Zeit einige Lösungen im Netz hierzu sehen, denn hier wird ebenfalls eine klassische Industrie „disruptiert“. Wenn man ganz verwegen sein mag, kann man sogar behaupten, dass bei der Menge der Digital Packaging-Lösungen auf der drupa, die Messe irgendwann sogar mit der Interpack zusammenwachsen wird. Spannend.
My Take: Treiber all der oben genannten Themen ist nicht nur das Stichwort „Digitalisierung“, sondern vor allem Kostendruck, Steigerung der Profitabilität und stabilere, automatische Prozesse. Und schnell wird klar – nichts geht mehr so richtig ohne Internet. Dabei geht es gar nicht darum, ob man nun originärer Online-Printer werden möchte oder nicht, sondern nur ob man künftig seinen Kunden noch „abholen“ kann. Denn, das wird mir immer klarer, nur wenn der Kunde seine Jobs digital „anliefert“ – können die zuvor genannten Fokusthemen relevant realisiert werden.